Umgang mit deutschen Kollegen: So klappt's besser

Das Arbeiten in einem neuen kulturellen Umfeld ist am Anfang immer herausfordernd. Besonders, wenn du der oder die Einzige aus deinem Heimatland bist, können Unterschiede in der Arbeitsweise und im Verhalten schnell zu Missverständnissen führen. Wenn du in Deutschland arbeitest (oder wenn du woanders arbeitest, aber deutsche Kollegen hast), hast du vielleicht schon festgestellt, dass deutsche Kollegen oft ihre eigenen Regeln und Eigenheiten haben, die es zu verstehen gilt – ob es nun das unerlässliche “Mahlzeit” zur Mittagszeit ist (vergleichbar mit “Guten Appetit”) oder der Fakt, dass Deutsche tendenziell Meetings für jedes Thema (und auch für jede Kleinigkeit!) einberufen. Hier erfährst du, wie du das Verhalten deutscher Kollegen besser interpretierst und welche Tipps dir helfen, den Arbeitsalltag angenehmer zu gestalten. 

Du willst nochmals einen tieferen Einblick, was die deutsche Kultur ausmacht? Wir haben dir in unserem Artikel die deutsche Kultur im Hofstede-Modell aufbereitet -- und uns die Unterschiede zur türkischen, indischen, italienischen, polnischen und kroatischen Kultur angeschaut. 

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Was ist typisches Verhalten für deutsche Kollegen?

Deutsche Kollegen sind oft bekannt für ihre Pünktlichkeit, Struktur und Professionalität: So zumindest der stereotypische Deutsche - allerdings wirst du schnell merken, dass dies gar nicht so weit von der Realität entfernt ist. Gleichmal die Erklärung für eine der größten Missverständnisse vorweg:  Small Talk ist möglich, spielt aber meist eine kleinere Rolle als in anderen Kulturen. Allerdings sollte hier klargestellt werden: Es gibt Orte und Zeiten, an denen Smalltalk regelrecht erwartet wird - zum Beispiel an der Kaffeemaschine oder in der Kantine während dem Essen.
Wenn man die deutsche Arbeitsweise also kompakt zusammenfassen will, kann man sagen, dass viel Wert auf Fakten und Ergebnisse gelegt wird. Persönliche Themen bleiben im Arbeitsleben größtenteils außen vor, zumindest in der Anfangszeit, wenn man sich noch nicht so gut kennt. Geburtstage und Jubiläen werden allerdings gerne gefeiert – hier kannst du gut durch eine kleine Aufmerksamkeit (Kuchen, Snacks etc.) punkten.

Ein weiteres typisches Verhalten ist die klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Während der Arbeitszeit wird (meist) konzentriert gearbeitet und Besprechungen scheinen oft streng organisiert, das ist meistens darauf zu führen, dass Deutsche versuchen ihre Zeit möglichst effizient zu nutzen und die Zeit ihrer Kollegen und Chefs sozusagen nicht zu verschwenden. Außerdem ist es eher unüblich, viele ausgiebige Kaffeepausen oder überhaupt eine Pause einzulegen - was in deiner Arbeitsstelle akzeptiert wird, kannst du am besten bei deinen direkten Kollegen beobachten. 

Wenn dir diese Direktheit und klare Trennung zwischen Arbeit und Persönlichen ungewohnt erscheint, hilft es, offen und sachlich zu fragen, um Missverständnisse zu vermeiden. Denn was für einen Amerikaner ein typisches Smalltalk Thema ist, kann für den Deutschen schon zu persönlich sein - gesicherte Themen sind immer das Wetter, die Anreise und wie das Wochenende war.

Denke auch daran, es nicht persönlich zu nehmen, wenn Kollegen dich nicht zu gemeinsamen Unternehmungen einladen oder Ausreden finden, um deine Einladungen abzulehnen: Sie haben nichts gegen dich persönlich, sondern eine Frage der Trennung zwischen Arbeit und Leben (und es dauert im Vergleich zu anderen Kulturen sehr lange, bis Deutsche diesen Schritt von Arbeitskollegen zu Freunden machen).

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Unsere Tipps für besseren Umgang mit deinen deutschen Kollegen

1. Sei faktenorientiert, nicht emotional

In Deutschland zählen vor allem Argumente und Fakten: Emotionale Argumente werden meist nicht als ernsthafte Gründe wahrgenommen (außer es geht natürlich um persönliche Themen - deine Arbeitszeit, Urlaub oder Gesundheit). Spontane Einwürfe können zum falschen Zeitpunkt als unprofessionell wahrgenommen werden. Bereite dich also gut auf Meetings vor und präsentiere deine Ideen strukturiert, faktenbasiert und nachvollziehbar. Hier noch ein Tipp: habe notfalls alle Details vorbereitet, um auf kritische Nachfragen vorbereitet zu sein. 

2. Respektiere Regeln und Strukturen

Deutsche Arbeitskulturen zeichnen sich durch klare Regeln und Hierarchien aus. Es ist wichtig, diese zu respektieren, um ernst genommen zu werden und in ihnen aufzusteigen. Versuche, dich an Absprachen zu halten und fristgerecht zu liefern - oder früh genug im Voraus nach einer Frist-Verlängerung zu fragen. Auch Pünktlichkeit wird als Zeichen von Respekt und Professionalität geschätzt. Das Konzept “Deutsche” Pünktlichkeit hat ebenfalls nochmal einige Tücken: 10 Minuten zu früh ist pünktlich, pünktlich ist zu spät. Also lieber zu einem Meeting 5 Minuten früher da sein, um Smalltalk zu führen –  denn pünktlich beginnt das (faktenbasierte) Meeting. 

3. Plane Meetings effizient

Generell dienen Meetings dazu, Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Stelle deshalb sicher, dass du gut vorbereitet bist und die wichtigsten Punkte kurz und prägnant darlegst. Meistens sind die Meetings so kurz geplant, dass du im Meeting keine Zeit hast zu recherchieren und auch nur ein Thema besprochen werden kann. Wenn also im Meeting ein weiteres Problem ans Licht kommt, erwarte nicht, dass es im selben Meeting gelöst oder überhaupt besprochen wird (vor allem bei großen Unternehmen). Auch wenn du das Gefühl hast, dass ein Thema lieber persönlich besprochen werden sollte, vereinbare am besten einen separaten Termin nur mit den betroffenen Personen.

4. Small Talk und soziale Interaktionen

Auch wenn Small Talk nicht immer Priorität hat, lohnt es sich, auf die kleinen Dinge zu achten. Ein kurzes Gespräch über das Wetter oder das Wochenende kann helfen, eine grundlegende Beziehung aufzubauen und das Arbeitsklima zu verbessern. Geburtstage oder Teamevents sind gute Gelegenheiten, um dich einzubringen und deine Kolleginnen und Kollegen besser kennenzulernen.

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Weitere Beispiele und Tipps für den Umgang mit dem Verhalten der Kollegen

• Feiertage und Traditionen: Informiere dich über landestypische Feiertage und Bräuche. Das zeigt Interesse und Respekt für die Kultur. Zum Beispiel hat Bayern mit 12 (bzw. 13 in katholischen Gemeinden), die meisten Feiertage - hier kommt einiges an Geschichte zusammen. Auch werden deine Arbeitskollegen dich gerne in ihre Lieblingstraditionen einweihen: vom Adventskranz, “Dinner For One” am Neujahrsabend bis hin zu den Schultüten am ersten Schultag - Deutschland hat mehr kuriose Traditionen als man erwartet!  
• Geburtstage: Auch an Geburtstagen wird gearbeitet, deshalb wird auch mit den Arbeitskollegen meist ein (ganz) kleines bisschen gefeiert. Aber aufgepasst: In Deutschland bringt das Geburtstagskind selbst den Kuchen! Wenn du wie in anderen Kulturen, zum Beispiel in Frankreich, damit rechnest, dass deine Kollegen oder Freunde den Kuchen mitbringen, wirst du leider in Deutschland ganz ohne dastehen. Kein Fan von Kuchen? Keine Sorge, auch Brezen, Gebäck oder sonstige Snacks sind gerne gesehen. Meistens gibt es eine kleine Zusammenkunft, viele Geburtstagswünsche und eventuell kleine Geschenke - nach einiger Zeit geht es aber direkt wieder zurück an die Arbeit. 
• Eigeninitiative zeigen: Zeige, dass du Verantwortung übernehmen kannst. Nicht nur in Meetings oder Projekten, auch dabei das Büro / Werkstatt sauber zu halten oder in dem du auch mal die Spülmaschine ungefragt ausräumst. Es sind die kleinen Dinge, mit denen du dich bei deinen deutschen Kollegen beliebt machst! 
• Kritik geben und empfangen: Deutsche Kollegen sind oft direkt, wenn es um Feedback geht. Nimm konstruktive Kritik nicht persönlich, sondern als Chance, dich weiterzuentwickeln. Allerdings ist richtig Feedback geben auch nicht so einfach, falls du dich also persönlich angegriffen fühlst, darfst du das gerne selbst als Kritik zurückgeben. 

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